Stolpersteinverlegung in Wermsdorf
Stolperstein für Prälat Hermann Scheipers

Hermann Scheipers wurde 1913 gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Anna in Ochtrup in Nordrhein-Westfalen geboren. Scheipers verschrieb sein Leben Gott und den Menschen. Nach seiner Priesterweihe in Bautzen trat er in Wermsdorf / Hubertusburg seine erste Stelle als Kaplan an. Im Oktober 1940 wurde er hier verhaftet, weil er sich als Seelsorger für polnische Zwangsarbeiter einsetzte und mit ihnen einen Gottesdienst feiern wollte. Als Staatsfeind eingestuft kam er im März 1941 ins Konzentrationslager Dachau. Nach der schier ausweglosen Verlegung in den Invalidenblock konnten er und andere Priester nur durch die mutige Intervention seiner Zwillingsschwester Anna gerettet werden. Am 27. April 1945, zwei Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch die amerikanischen Streitkräfte, gelang Scheipers auf einem Todesmarsch die Flucht in die Freiheit. Hermann Scheipers wirkte nach dem Krieg viele Jahre in der DDR, unter anderem in den Gemeinden Berggießhübel, Wilsdruff und Schirgiswalde. Auch hier geriet er mit der Staatsmacht immer wieder aneinander, wie er in seinem Buch „Gratwanderungen-Priester unter zwei Diktaturen“ beschreibt.
Nach seinem Ruhestand im Jahr 1983 kehrte Scheipers in seine Heimatstand Ochtrup zurück. Er kämpfte weiterhin unermüdlich gegen das Vergessen und erzählte von seinem Leben. 1997 wurde er zum Ehrenbürger von Wermsdorf ernannt. Nach der Wende besuchte er auch seine alte Wirkungsstätte in Wermsdorf. – Hier steht auf dem Gelände des Wohnheimes Sankt Elisabeth noch immer sein damaliges Wohnhaus. Im Jahr 2016 verstarb Scheipers im gesegneten Alter von 102 Jahren.
Im Gedenken an sein Leid und die Verfolgung durch die Nazis wurde im Jahr 2018 in seiner Geburtsstadt Ochtrup durch die Stiftung SPUREN ein Stolperstein verlegt. Im vergangenen Jahr gründete sich auch in Wermsdorf eine solche Initiative, bestehend aus der Kommune Wermsdorf, der Katholischen Gemeinde, dem Christlichen Sozialwerk, dem Heimatverein, dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement und der Oberschule Wermsdorf.
Unter großem öffentlichen Interesse wurden am 24. September 2022 in Wermsdorf durch den Künstler Gunter Demnig ein Stolperstein verlegt und eine Gedenktafel enthüllt. Die Gedenkveranstaltung fand vor dem Pfarrhaus auf dem Schlosshof Hubertusburg statt. Auch die Schüler der Wermsdorfer Oberschule hatten sich mit dem Thema beschäftigt und ein Plakat gestaltet. Ziel der Wermsdorfer Initiative ist es, das Gedächtnis von Scheipers hier vor Ort erfahrbar zu machen und lebendig zu halten; auch für die kommenden Generationen; besonders in der heutigen Zeit, in der Versöhnung, Frieden und Toleranz so wichtig sind.
Frank Eggert